Teges 2.0
AnsprechBAR-Bürgergeld-Umfrage
Datum: 12.09.2023
„Es ist wichtig, über das Bürgergeld zu diskutieren!“

Kurz nach Einführung der zweiten Stufe der Bürgergeldreform, haben Demokratieberater*innen des Evangelischen Fachverbandes für Arbeit und soziale Integration (EFAS e.V.) eine Straßen-Umfrage zum Bürgergeld durchgeführt. Die Umfrage fand in der Esslinger Innenstadt statt. Rund 100 Passant*innen nahmen daran teil. Hauptziel war, die Befragten für Sinn und Funktion der Grundsicherung zu sensibilisieren. Das Ergebnis: Die absolute Mehrheit der Teilnehmenden steht grundsätzlich hinter dem Bürgergeld. Gängige Vorurteile gegenüber Leistungsempfänger*innen wurden eher nicht bestätigt.

Das Format fand in Kooperation mit dem Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen statt. Um leichter mit Passant*innen ins Gespräch zu kommen, wurde die „AnsprechBAR“ des Kreisdiakonieverbandes genutzt: Die „AnsprechBAR“ ist ein Fahrrad mit abnehmbaren Bar-Tresen über den Getränke ausgegeben werden können.
Anlass der Umfrage war, die anhaltend hitzige Debatte rund um die Einführung des neuen Bürgergeldes seit Januar 2023. Besonders hartnäckig hält sich der Mythos, die Ampelkoalition habe ein bedingungsloses Grundeinkommen durch die Hintertür geschaffen. Sanktionen und Maßnahmen zur Wiedereingliederung seien hingegen gestrichen worden. Die Funktion des Bürgergeldes als Sicherheitsnetz und Grundpfeiler einer demokratisch-solidarischen Gesellschaft, rückten somit völlig in den Hintergrund.
Passant*innen konnten in der Umfrage zu verschiedenen Fragen und provokanten Aussagen rund um das Bürgergeld Stellung beziehen. Hierfür wurden Fragen und eine Skala auf eine Stellwand gepinnt. Teilnehmende konnten dann entsprechend Punkte setzen. Idealerweise sollte die Umfrage Einstieg in eine tiefergehende Diskussion sein, um gegebenenfalls aufzuklären und zu sensibilisieren.

Sowohl Reaktionen und Ergebnisse auf die Umfrage fielen überwiegend positiv aus: „Es ist wichtig, über das Bürgergeld zu diskutieren. Toll, dass ihr das anstoßt“, so eine Passantin. Manche der Befragten nahmen aber auch eine kritische Perspektive ein, waren z.B. der Meinung: Das Bürgergeld fiele zu hoch aus, Arbeit lohne sich hingegen kaum mehr. Teilweise war nur wenig Vorwissen zum Thema Bürgergeld vorhanden. In diesem Fall hatten die Demokratieberater*innen Zahlen und Fakten zur Hand und konnten entsprechend aufklären z.B. zur Höhe der Regelsätze. So konnten auch in einigen Fällen Vorurteile oder Falschwissen (z.B. zum Thema Sanktionen) aus dem Weg geräumt werden. Besonders war, dass die Umfrage ein breites Spektrum an Menschen erreichen konnte: Von der prekär Arbeitenden Schulbegleiterin, bis hin zum jungen Studenten und Menschen, die selbst von Bürgergeld leben, wurde mit unterschiedlichsten Menschen diskutiert.

 

Das Format fand im Rahmen von „Teges 2.0 – Durch Teilhabe gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“ statt.

Das Projekt wird im Rahmen der Programmlinie „Zusammenhalt durch Teilhabe“ durch das Innenministerium gefördert. Geboten werden Demokratieberater*innen-Qualifizierungen, Bildungs- und Beteiligungsformate sowie Fachtagungen. Die Angebote richten sich sowohl an haupt- und ehrenamtlich Tätige in Diakonie und Kirche, als auch an gesellschaftliche Randgruppen.